TEQUILA AUS DOWN UNDER?
Nur in Mexiko darf sich der aus der blauen Weber Agave hergestellte Schnaps „Tequila“ nennen. Wird ein Agavenschnaps außerhalb Mexikos gebrannt trägt er in der Regel die Bezeichnung „Destilado de Agave“. Das sind all diejenigen Agavenschnäpse, die von den mexikanischen Aufsichtsbehörden nicht zertifiziert wurden und durch die Herkuftsbezeichnung nicht geschützt sind. Du wirst erstaunt sein in wievielen Ländern der Welt Agavendestillate gebrannt werden.
„Destilado de Agave“ | Australien
Wir befinden uns 13.000 km von Mexiko entfernt, direkt im Landesinneren im Great Barrier Reef. Hier liegt die wohl größte Agavenfarm Australiens. Zwar gibt es auf dem australischen Kontinent noch weitere Agavenplantagen in Queensland und Westaustralien, doch diese Farm ist bei weitem die größte und ihr Fokus liegt auf der Produktion von Spirituosen statt – wie sonst üblich im Land Down Under – auf Biokraftstoff.
Die Plantage gehört zur Top Shelf International Holding, einem in Melbourne ansässigen Spirituosenunternehmen, das bereits erfolgreich im großen Stil Wodka und Whisky auf dem heimischen Markt vertreibt. Der nächste Clou des Unternehmens ist es jetzt, mit einer eigenen Agavenspirituosen Marke international tätig zu werden.
Das Unternehmen strebt einen Jahresumsatz von 100 Millionen Dollar an, wenn die bis jetzt noch namenlose Agavenspirituose im Zieland USA in die Regale kommt. Er könnte bereits Ende des Jahres 2021 in ausgewählten Geschäften in Los Angeles erhältlich sein. Da bin ich ja mal auf das Naming und Flaschendesign gespannt.
Südostasien und der Rest der Welt
Das Potenzial im asiatisch-pazifischen Raum sieht ebenfalls vielversprechend aus, mit einem jährlichen Wachstum in China, Indien, Japan, Thailand und Australien von insgesamt 8 Prozent. Das Coa in Hongkong – zur besten Bar Asiens gekürt – bietet aktuell eine 41-seitige Karte mit Agavendestillaten!
Aber auch in anderen Ländern der Welt werden fleißig Agaven angebaut und daraus Schnaps destilliert, z.b. in Ecuador, Peru, Venezuela, oder in den USA in Kansas. Selbst in Europa gibt es bereits einige Crossover-Spirituosen auf Basis eines Agavendestillats, so z.b. in Frankreich oder Dänemark. Über die einzelnen Ländern folgt übrigens noch ein separater Artikel. Hier gibt´s wirklich einige interessante Produkte.
Ist das gut oder ist das gut?
Der weltweite Agaven-Boom zeigt noch immer keine Anzeichen einer Abschwächung, im Gegenteil: Hochrechnungen zeigen, daß die Verkäufe von Agavenspirituosen bis 2024 in den Schlüsselmärkten jährlich um bis zu 8 Prozent steigen und einen Wert von fast 9 Milliarden US-Dollar erreichen werden.
Die stetig steigende Nachfrage nach Tequila aus Mexiko verursacht aber auch immer mehr Probleme: Aufgrund der Agavenknappheit in Mexiko und auch bedingt durch die aufwändige und zeitfressende Lagerung von Añejo Tequila und Extra Añejo Tequila ebenfalls innerhalb Mexikos ist es aus meiner Sicht ein guter Weg, weltweit Alternativen zum ursprünglichen Destillat Tequila zu entwickeln um das Nachfrage-Problem langfristig abzufedern. Deshalb: Feuer frei für die „Destilados de Agave“. Schlimmer als ein Mixto-Tequila kann ein Agavenschnaps aus Australien, den USA, Peru etc. sicherlich auch nicht schmecken.. hoffentlich 😉