TEQUILA MIT 35%, MEZCAL MIT 37% ALKOHOLGEHALT???
Werfen wir einmal einen Blick auf ein Thema, das sich aktuell stillschweigend am Markt ausbreitet: Die Verwässerung von Agavendestillaten auf eine Trinkstärke unterhalb 40% Alkoholgehalt. Aber wo sollte denn die ideale Trinkstärke liegen? Betrifft das nur Tequila oder auch Mezcal? Betrachen wir einmal den Markt in Europa.
Tequila mit 38% oder sogar weniger Alkoholprozent
Große Marken wie Don Julio, Jose Cuervo und andere verdünnen für den Europäischen Markt ihren Tequila oftmals mit Wasser runter bis auf glatte 38% Alkoholgehalt. Daran hat sich der Konsument hierzulande leider fast schon gewöhnt. Teilweise – und das sieht man vor allem bei Cristalino Tequila – geht´s sogar noch tiefer bis zur erlaubten Mindestalkoholgrenze von 35%. Warum das so gemacht wird, liegt klar auf der Hand: Wasser kostet im Produktionsprozess praktisch nichts, sorgt für eine gewisse „Smoothness“ und es wird auch weniger Alkoholsteuer (bzw. korrekterweise: „Verbrauchssteuer“) fällig.
Bei den richtig dicken Marken ist das natürlich irgendwie logisch das sie – wie bei den immer größer werdenden Chipstüten (mit schrumpfendem Inhalt) – ihren Profit erhöhen wollen. Bei neuen, kleinen Startup-Tequila-Marken ist mir dieses „Cheaten“ eher unverständlich. Kopfkratz… Denn:
Alkohol ist ein Geschmacksträger
Der Alkohol im Tequila wird ja bekanntlich im Herstellungsprozess nicht als Flüssigkeit zugeführt (wie z.b. bei Gin) sondern entsteht bei der Fermentation und Destillation der Agaven. Ein Tequila mit 40% oder mehr Prozent hat somit logischerweise deutlich mehr Agavenaroma und Geschmack gebunden, als ein 38%iger oder 35%iger Tequila.
40% oder mehr sind Pflicht bei Tequila!
Gutes Beispiel für einen Tequila mit fast schon „High-Proof“ Qualität ist der Tequila von MAYACIEL. Hier besitzen sowohl Blanco als auch der Rosa Blanco und der Reposado einen Alkoholwert zwischen 44 bis 46%. Das merkt man deutlich im Aroma und Geschmack.
Übrigens, in den USA darf Tequila übrigens erst mit 40% Alkoholgehalt als Tequila verkauft werden. Somit haben auch alle Tequila die über USA nach Europa kommen immer 40% oder mehr. Praktisch, oder?
Tipp: Schau beim Tequila-Kauf auch immer auf die Prozentangaben und kaufe, wenn möglich immer Tequila mit 40% Alkoholvolumen oder mehr.
Das Problem hat auch Mezcal!
Hier sehe ich seit kurzem verschiedene Mezcal zu uns nach Europa schwappen die lediglich 37% Alkoholvolumen besitzen. Ein ziemlich schlechter Trend wie ich finde, denn:
Gerade Mezcal mit seiner umfangreichen Aromenkomplexität benötigt stabile Alkoholprozente ab 40% – mindestens! Wie soll das bei einem Destillat von 37%, oder niedriger funktionieren? Klar, „smoooooth“ ist der Mezcal dann sicher, aber spätestens im Cocktail sind die Aromen dann relativ flach (und futsch). Im schlimmsten Fall mußt du die Menge an Mezcal erhöhen. Doof oder? Und recht viel günstiger sind diese Cheater-Mezcal eben auch nicht.
Ein Mezcal aus halbkultivierten Espadin Agaven (80% der Mezcal werden aus diesen Agaven hergestellt), sollte mindestens 40% Alkoholvolumen besitzen. Liegt der Wert darunter dann besser Finger weg. Vor allem, wenn diese Mezcals preislich auf einer Linie liegen wie Mezcals mit 40% oder mehr. Das ist blanke Geldmacherei auf Kosten des Geschmacks. Vergleiche also immer neben dem Preis auch die Alkoholangaben.