Mezcal Dos Hombres – Brauchen wir noch mehr George Clooneys?
Am Donnerstag erschien auf Tequilaaficionado ein lesenswerter Artikel von Alvin Starkman über das Phänomen: Promi-Spirituosen. Alvin Starkman betreibt Mezcal Educational Excursions in Oaxaca. Sein Wort hat Gewicht – er ist seit 25 Jahren das Sprachrohr der Mezcal-Szene. Sind Promi-Produkte wie Casamigos Tequila oder der brandneue Dos Hombres Mezcal überteuerte Blender? Haben sie überhaupt eine Chance (verdient)? Ich geben zu, ich hatte bis ich seinen Artikel gelesen hab auch eine festgefahrene Meinung. Aber alles der Reihe nach…
Spätestens seit George Clooneys Tequila und Mezcal ist bekannt: es gibt ihn, den Promi-Tequila, den Promi-Rum oder Promi-Whisky und jetzt auch den Promi-Mezcal. Diese Produkte sind natürlich speziell für eine Zielgruppe konzipiert: den Fan, und sind mehr oder weniger Merchandizingartikel – oftmals fremdabgefüllt – nur die Präsentation ist anders. Da wird die Brennerei-Hausmarke schnell zur individualisierten Super-Premiummarke.
Der Prominente hat von „seinem“ Produkt meist keine Ahnung – tut aber oft so als wäre er in die Entstehungsgeschichte involviert gewesen. Gut, so läuft das grundsätzlich im Marketing ja auch ab. Der mündige Konsument kann ja letztendlich selbst entscheiden ob er die Geschichten glaubt oder nicht und ob er dann das Produkt kauft oder nicht.
Das Problem
Diese Produkte haben aber vor allem bei den Experten und vermeintlichen Kennern meist ein schweres Standing. Ich hab da auch immer so meine Zweifel. Zum Beispiel bei der Casamigos-Reihe. In meinen Augen ein cleverer Marketing-Zug, das Preislevel kratzt an der Unverschämtheitsgrenze und die Geschichte dahinter selbst ist natürlich völlige Fiktion. Casamigos ist wie ein Standard-Pils von Beck´s ein 100% Industrieprodukt – da ist nichts mit Handwerk oder irgendwas das diesen Horrorpreis rechtfertigt. Der erhältliche Mezcal, mit seiner pseudo-handmade Flasche ist zwar schick, aber eben halt nur ein gewöhnlicher Espadin-Mezcal.
Und der Geschmack?
Ich selbst habe alle Casamigos durchprobiert und muss gestehen: Gut gemacht und trinkbar. Ich war wirklich erstaunt. Geschmacklich massenkompatibel wie ein Tequila von Patron oder Don Julio. Aber halt uferlos überteuert. Selbst die Industrieware von den beiden letztgenannten ist hier noch unverhältnismässig teuer. Aber Marketing muss halt finanziert werden, klar. Aber richtig schlecht, also zum Weglaufen, fand ich Casamigos jetzt nicht. Das wird mit dem DOS HOMBRES Mezcal wohl auch nicht anders sein…
Alvin Starkman beschreibt in seinem Artikel nun gut, die klassischen Vorurteile: Die Promis hätten doch gar keine Ahnung von dem Produkt, die Geschichten der Herstellung wären meist erfunden, denen ginge nur um den Profit und nicht um die Kultur. Und überhaupt, solche Leute bräuchten wir (selbsternannte Experten und Nerds) gar nicht in unseren Reihen.
“We started Dos Hombres to create a Mezcal that we thought was perfect. A unique blend of the finest Espadin agave, hand-selected from the hillsides of a small village in Oaxaca, Mexico.” (Aaron Paul, Breaking Bad)
Und was ist da jetzt positiv dran?
Grundsätzlich sollten wir Tequila- und Mezcal-Nerds doch eigentlich froh über jede Promotion sein – solange es 100% de Agave Tequila und ordentlich produzierter Mezcal ist. Hauptsache es ist Bewegung vorhanden. Und die beiden US-Hombres bringen bestimmt den ein oder anderen Nicht-Mezcal/-Tequila Trinker dazu einmal einen Mezcal (oder Tequila) zu probieren. Und das ist doch eigentlich ein prima Side-Effekt. Sollen sich halt ein paar „Experten“ aufregen. So what.
Also, lasst die Promis einfach machen, seid offen für Neues, für Veränderung und für Innovation. Leben und Leben lassen. Und am Wichtigsten: Trinkt keine Mixto-Tequilas. In diesem Sinne: Salud!
Lesetipp: Den vollständigen Artikel von Alvin Starkman gibt´s hier: http://tequilaaficionado.com/2019/07/25/dos-hombres-mezcal/