Der teuerste (und beste) Tequila der Welt?
Für außergewöhnliche Spirituosen in limitierten Stückzahlen sind Preise im 4-stelligen Euro-Bereich heutzutage keine Seltenheit mehr. Bei Whisky, Rum, Cognac hat man sich an diese Preisregion für herausragende Qualitäten praktisch schon gewöhnt. Wie verhält man sich allerdings gegenüber dem Tequila von AsomBroso, für den ein Preis von 1.800 EUR aufgerufen wird? Ich versuche mal mit kühlem Kopf diesen Tequila zu verkosten.
AsomBroso Ultrafino „The Collaboration“
Es geht um die Marke AsomBroso Ultrafino Tequila, mit Ihrer ungewöhnlichen Produktlinie. Warum ungewöhnlich? Normalerweise gibt es die Varianten Blanco, Reposado und Anejo – manchmal auch einen Extra Anejo. Bei AsomBroso hat man die Anejo-Kategorie einfach übersprungen und stattdessen fünf Extra Anejos aufgelegt – allesamt mit unterschiedlichen Fassreifungskonzepten.
Der „jüngste“ Extra Anejo, der AsomBroso Ultrafino Gran Reserva ist mit seinen 5 Jahren eigentlich schon ein extrem lang gereifter Tequila. Aber damit beginnt das Spielchen erst. Die Krönung (und darüber werde ich nun auch ausführlich berichten) ist der 12-Jährige „The Collaboration“. Ja Du hast richtig gelesen. 12 Jahre!
Die Optik
Es handelt sich bei diesem speziellen Tequila um eine limitierte Abfüllung aus nur einem einzelnen Fass. Bis dato gab es 3 Editionen. Die letzte Abfüllung eines Fasses war im Oktober 2019.
Die Flasche wurde vom Glaskünstler Luciano Gambaro in Murano, Italien entworfen und auch dort in Handarbeit hergestellt. Wie das funktioniert siehst Du hier:
Zur Flasche gibts auch eine „Geschenkbox“. In diesem Fall ist dieser Begriff leicht untertrieben, denn es handelt sich dabei um einen abschliessbaren Humidor aus Zedernholz mit eingebauten Hygrometer. Das Holz selbst ist schön verziert und mit Klavierlack überzogen. Darin kann der Käufer dann entweder die Flasche präsentieren oder später auch z.B. Zigarren lagern.
Ich kenne keine Spirituose bei der die Präsentation so hochwertig und stimmig gestaltet ist – der „Maybach“ unter den Spirituosen. Perfekt bis ins kleinste Detail.
Die Herstellung
Bei einem 12-jährigen Tequila so wie hier der Fall, reden wir von einer Gesamtproduktionszeit von 21 Jahren. Warum? Weil allein der Rohstoff, die blaue Weber Agave 9 Jahre braucht um zu wachsen, danach folgt die 12-jährige Reifezeit.
Die Reifezeit eines Tequila sollte man übrigens nicht 1:1 auf z.b. einen schottischen Single Malt übertragen – das hat geografisch/klimatische Gründe. Die „Reife-Uhr“ läuft somit in Mexiko deutlich schneller.
Die Agaven für diesen Tequila stammen aus dem Hochland von Jalisco und haben dadurch schon eimal ein süßeres Grundaroma als die Varianten aus dem sogenannten „Lowland“. Nach 9 Jahre sind sie reif für die Ernte. Anschliessend wird die Agave gekocht, geshreddert und der Agavensaft wird ausgepresst. Im nächsten Schritt erfolgt die Fermentierung. Es werden selbstveständlich keinerlei Zusatzstoffe verwendet. Soweit alles noch ein normaler Produktionsprozess.
Was macht diesen Tequila so besonders?
Bei AsomBroso wird allerdings nicht, wie üblich im Anschluss 2-fach destilliert sondern insgesamt 3-fach. Dadurch wird die Geschmeidigkeit erzeugt die in der späteren Fassreifung und den Finishes die Grundlage bietet für die Aromenkomplexität.
Die mehrstufige Fassreifung macht aus einem Blanco Tequila ein Tequila Meisterwerk!
Im Falle des AsomBroso Ultrafino „The Collaboration“ handelt es sich um ein neues, unbenutztes Fass aus französischer Eiche, in dem das Destillat elf Jahre unter strenger Beobachtung ruhen darf. Danach wird „umgetopft“ in ein zweites Fass und das ist ein Ex-Cabernet Sauvignon Weinfass. Dieses stammt vom renommierten Weingut Silver Oak in Napa Valley. Hier folgt nun das Finish über 12 Monate. Wird nun dieser edle Tropfen in die Flaschen abgefüllt sind insgesamt 21 Jahre (!) vergangen.
Die Verkostung des AsomBroso „The Collaboration“
Seine Farbe
Die Spirituose schimmert dunkelrötlich im Glas und zeigt deutliche Beine wenn man ihn im Glas schwenkt. Man sagte mir: Lass Dir Zeit beim Verkosten, gönn ihm ein paar Minuten Ruhe im Glas. Gesagt, getan.
Das Aroma
Dass es sich um einen Tequila handelt riechst man deutlich – gottseidank. Bei 12 Jahren im Fass ist das ehrlichgesagt nicht immer so zu erwarten. Hier gelingt das aber vorzüglich. Die Aromen aus den zwei Fässern sind ebenfalls deutlich erkennbar, viel Vanille und ein Hauch von Gewürzen. Spannend. Gut ausbalanciert und ich bin gespannt ob dieses Gleichgewicht sich auf der Zunge weiterführt. Interessant ist auch, wenn man nach 10 Minuten und dann nach 30 Minuten erneut am leeren Glas schnüffelt, hat sich das Arome erneut verändert.
Der Geschmack
Auf der Zunge ist dieser Tequila extrem sanft und mild. War etwas anderes zu erwarten? Die Herkunft (Also daß es sich immer noch um Tequila handelt) schmeckt man auch hier, ebenfalls die Vanille, deutlich Schokolade, getrocknete Früchte, Leder, Karamell, Zitrus. Die Alkoholnote ist bei diesem 40% Destillat eher zurückhaltend.
„Der AsomBroso The Collaboration zeigt dir, dass wir hier in Europa nur einen Schimmer der weltweiten verfügbaren High End-Tropfen erhalten. Mit diesen Tequila ist es aber zum Glück einer mehr.“
Philip Reim, EyeforSpirits
Mein Fazit
Ob dieser Tequila den Preis von ca. 1.800 EUR „wert“ ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Es geht hier um Luxus-Artikel. Da hat ja bekanntlich jeder eine andere „Schmerzgrenze“. Die Präsenation ist allerdings einzigartig und beim Inhalt folgt der Gaumen der Nase. q.e.d. Wer sich aus Kostengründen nicht zu dem „The Collaboration“ hinreissen lassen kann, dem sei z.b. der 5-jährige Extra Anejo Gran Reserva ans Herz gelegt. Dieser ist mit seinen knapp 130 EUR im Gegensatz zum „The Collaboration“ fast schon ein Schnäppchen.
Also: Spannende Marke mit einem interessantem Konzept und durch das Angebot von 0,05l-Miniaturen kann man in alle Varianten auch erstmal reinschnuppern.
Die AsomBroso Produktlinie
- AsomBroso Ultrafino El Carbonzado 6 Jahre
- AsomBroso Ultrafino Especial de Rouge 10 Jahre
- AsomBroso Ultrafino Vintage 11 Jahre
- AsomBroso Ultrafino The Collaboration 12 Jahre
Philip von Eyeforspirits hat alle Varianten ebenfalls verkostet. Seine Berichte kannst Du hier nachlesen.