Tequila Extra Añejo – Warum gibt es die eigentlich?
Die älteste und teuerste Form des Tequilas zieht alle Gaumen an, vom Tequila-Einsteiger bis hin zum erfahrenen Tequila-Trinker. Die Rede ist von Tequila Extra Añejo. Was ist das Besondere an diesen meist extra-teuren Tequilas?
Das Consejo Regulador del Tequila (CRT) hat 2006 offiziell „Extra Añejo“ (XA) als vierte Klassifizierung für Tequilas ab einem Alter von drei Jahren eingeführt. Fans von XAs sagen oft, sie genießen „die Komplexität und Tiefe, die ein Eichenfass mit sich bringen kann“. Aber abgesehen von der Eiche, nach was suchen Extra Añejo Fans wenn Sie einen so lange gelagerten Tequila trinken?
Blind-Tastings die in den letzten Jahren weltweit durchgeführt wurden kamen alle zu einem ähnlichen Ergebnis:
- Die Komplexität nahm mit zunehmender Agavenzahl zu
- Die Komplexität nahm mit zunehmender Eiche sogar ab
- Je weniger Eiche, desto mehr andere Aromen und Geschmacksrichtungen (einschließlich Agave) wurden entdeckt
Tequila ist ein erstaunlich komplexes Destillat, dank der Magie Ihres vielseitigen Rohstoffs, der Agave. Aber wenn nun die Komponente Eiche dazukommt, tritt der eigentliche Agavenhauptgeschmack immer mehr in den Hintergrund.
Fragen wir uns also, warum es diese zusätzlichen Extra Añejos gibt?
Da Agaven und Komplexität für die meisten Menschen in der Kategorie Extra Añejo nicht unbedingt notwendig sind, dient die starke Präsenz von Eiche dazu, Nicht-Tequila-Trinker in die Spirituosen-Kategorie Tequila einzubeziehen. Produzenten haben so einen Weg gefunden z.b. Bourbon-Trinker oder Rumfans auch für das Thema Tequila zu begeistern. Und das ist ja offensichtlich auch gelungen betrachtet man die Verkaufszahlen von Añejos und Extra Añejos.
Es gibt mittlerweile sogar bis zu 10-Jahre gereifte Tequilas. Wie schmeckt sowas? Zugegeben, ich hab noch nie einen 10-Jährigen Tequila verkostet – das würd mich in der Tat einmal interessieren. Wenn jemand mal ´ne Flasche hat kann er sie gern herschicken…
Ein weiterer Vorteil von Tequila Blancos ist außerdem: Man kann sich sicher sein daß keine Zusatzstoffe enthalten sind. Das ist bei Blancos seit Februar 2013 durch die NORMA OFICIAL MEXICANA (NOM) gesetzlich vorgeschrieben. Bei allen anderen Kategorien darf 1% des Gesamtvolumens aus Zusatzstoffen bestehen, wie zuckerbasierte Sirups, Glycerin, Fassaromen oder Karamell-Farbstoff. Das erklärt vermutlich auch die bessere Bekömmlichkeit von Blancos gegenüber seinen gereiften Kollegen.
Mein Fazit
Meine eigene Tequila-Erfahrung begann mit gealterten Varianten wie zum Beispiel dem Jose Cuervo Reserva de la Familia oder auch dem Don Julio 1942 (mit seinen 2,5 Jahren übrigens nur ein „normaler“ Añejo). Blancos waren mir am Anfang immer zu aufdringlich und zu wild. Im Laufe der Zeit und mit zunehmender Erfahrung mit Tequila hat sich das aber schleichend geändert. Für mich persönlich ist die Königsklasse eindeutig der Tequila Blanco in seiner reinsten Form und leicht gealterte Reposados bis 3 Monate. Länger ist einfach nicht immer besser.
Extra Añejos können der Einstieg in die Welt des Tequila für Jedermann sein, zugegeben ein teurer Weg, denn Extra Añejos kosten in der Regel deutlich mehr als ihre nicht oder nur kurz gelagerten Artverwandten, in der Regel sollte man hier schon 80 Euro aufwärts investieren für einen richtig guten Tropfen.
Das gute am Tequila ist allerdings: dank des breiten Grundspektrums sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.